Mexikanische Hochkulturen – Die Mixteken
Das Volk aus dem Wolkenland
Das alte mexikanische Indianervolk der Mixteken bewohnte ein Gebiet, das von den heutigen Bundesstaaten Oaxaca, Puebla und Guerrero umrissen wird. In der aztekischen Sprache Nahuatl bedeutete das Wort „Mixtecapan“ so viel wie „Die Leute aus dem Wolkenland“. Etwa um das Jahr 650 wanderten die Mixteken in dieses Gebiet ein und gründeten 692 ihre erste Hauptstadt Tilatongo. Um das Jahr 1000 verlagerte sich der Schwerpunkt des mixtekischen Reiches nach der neuen Hauptstadt Mitla, nachdem das ältere mexikanische Indianervolk, die Zapoteken, von den Mixteken niedergerungen und vertrieben wurde. Deren Zentren und Kultstätten von Cholula und Monte Albán wurden von den Mixteken übernommen.
Die Herrschaft der Mixteken verfügte über kein großes geschlossenes Königreich in Mexiko. Vielmehr muss man sich ihre Einflusssphäre als losen Zusammenschluss von kleinen Fürstentümern vorstellen. 1455 wurde das Gebiet von Oaxaca von den Azteken erobert. Deren Herrschaft dauerte nicht lange, denn 1519 eroberten die Spanier dieses Gebiet. Die vollständige Erschließung dieses Gebietes durch die Spanier zog sich noch bis ins Jahr 1700 hin, so dass bedeutende kulturelle Erzeugnisse wie die berühmten „Codizes“, Handschriften in Bildersprache, in dieser Zeit noch hergestellt werden konnten.
Eine Religion mit vielen Göttern
Die Gesellschaft der Mixteken war streng in Klassen gegliedert: auf der einen Seite herrschten lokale Fürsten und Priester auf der anderen Seite gab es Bauern und rechtlose Sklaven. Die Priester stellten die Verbindung zu den zahlreichen Göttern her, befragten Orakel und brachten blutige Opfer, auch Menschenopfer dar. Einer dieser Götter war der auch von den Tolteken verehrte Gott Quetzalcoatl, der Gott der Liebe und der Priester, der Zeuge bei der Erschaffung der Mixteken gewesen sein soll. Ein anderer Gott war Xipe Totec, „unser Herr der Geschundenen“, ein Vegetationsgott, dem zu Ehren das Frühlingsfest gefeiert wurde, bei dem ein Priester sich die Haut eines geopferten Mannes überzog, um damit das neue Kleid der Erde im Frühling zu symbolisieren.
Goldschmiedekunst, farbige Keramik und die legendären Codizes
Die Mixteken gehören zu den Hochkulturen des alten Mexiko. Unvergleichlich sind die Produkte ihrer hoch entwickelten Goldschmiedekunst, die sie, darüber sind sich die Forscher weitgehend einig, vermutlich von peruanischen Vorbildern übernommen haben. Masken, Schmuckstücke wie zum Beispiel kleine Götterskulpturen des Frühlingsgottes Xipe aus Gold oder detailreiche, schneckenförmige Anhänger wurden mit unglaublicher Meisterschaft angefertigt.
Die vielfarbige Keramik der Mixteken verfügt über eine glänzende hart gebrannte Oberfläche. Die Motive dieser Keramik stammen oft aus der einzigartigen Bilderschrift der Mixteken, in der auch die berühmten Codizes angefertigt wurden. Diese Bücher über die Geschichte der Mixteken sind wohl das bedeutendste Zeugnis dieser mexikanischen Hochkultur. Etwa fünf, sechs Codizes sind heute noch erhalten. Der berühmteste ist der „Codex Zouche-Nutall“, ein elf Meter langes gefaltetes Buch in der Form eines Leporello aus Hirschleder, in dem die Geschichte der Mixteken seit ihren Anfängen auf 96 Seiten festgehalten ist. Dort wird auch die Geschichte des legendären, mixtekischen Herrschers „8 Hirsch“ mit dem Beinamen „Jaguarkralle“ erzählt, dem es für kurze Zeit gelang, die verschiedenen mixtekischen Städtebünde zu einem Staat zu einen. Die Geschichte dieses kühnen und ehrgeizigen Herrschers aus dem 11. Jahrhundert im „Codex Zouche-Nutall“ liest sich spannend wie ein Kriminalroman.
Die Mixteken heute
Durch Landflucht ist das einstige Gebiet der mixtekischen Hochkultur relativ entvölkert. Heute leben noch etwa 280.000 Nachfahren der Mixteken im Norden und Westen des Bundesstaates Oaxaca, in Teilen von Puebla und Guerrero. Sie sind überwiegend Bauern und fertigen – oft im Nebenerwerb – Strohpuppen, Lederartikel und den berühmten Agavenschnaps Mezcal. Viele Mixteken sind ausgewandert, vor allem in die Region von Mexiko Stadt, wo sie Gefahr laufen, ihre einzigartige indigene Sprache und Eigenart zu verlieren.